Meine verrückte Route durch Südamerika – Teil 1

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Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass ich bisher beim Erzählen dieser Reise nicht besonders chronologisch vorgegangen bin. In einem Moment bin ich mit Dona Patricia auf der Bromelienfarm der Familie Gruber, im nächsten Moment beim Kung-Fu-Training mit Miguel in Bogotá. Das wird auch so bleiben und ich will es begründen: Chronologische Geschichten sind ein bisschen wie Koffer packen vor einer Reise. Man muss sich ganz genau überlegen, was man alles braucht. Ich bekomme dabei regelmäßig eine leichte Packdepression. Ständig fallen mir neue Sachen ein, die vielleicht noch wichtig sein könnten. Jedes T-Shirt, jede Socke wird mehrfach ein- und ausgepackt, bevor ich mich final entscheide, was mit auf die Reise geht. Und am Zielort fehlt dann doch meine Lieblingshose, weil ich sie extra noch mal gewaschen habe, und zum Trocknen auf die Badheizung gelegt habe. Das ist doch purer Stress! Und außerdem so schade. Was, wenn Dona Patricia beim Füttern ihres Hundes etwas sehr kluges sagt, was ich aber erst im Dezember auf einer Party mit Niko in Buenos Aires verstehe? Manche Gedanken brauchen etwas Zeit, bis sie reif sind. Damit ihr aber nicht völlig die Orientierung verliert und damit auch die Chronologie-Fans unter euch auf ihre Kosten kommen, gibt es jetzt hier die neue Reihe „Meine verrückte Route durch Südamerika“ in der es nur um die Strecken zwischen den Orten geht. Heute: Von Bogotá bis Santa Marta

Bogotá – Fusagasugá:
Ich war gerade mal zwei Nächte und einen vollen Tag in der kolumbianischen Hauptstadt, als es schon wieder weitergeht. Dona Patricia ist verwandt mit einer Arbeitskollegin von mir. Ursprünglich war sie als Notfallkontakt gedacht, falls mir in Kolumbien was passieren sollte. Wir hatten uns auf einen Kaffee in der Altstadt Bogotás verabredet und sind uns spontan sympathisch. Ihre fröhliche Art erinnert mich an eine Freundin aus der Kindheit. Dona Patricia hatte mich in die „Casa Gruber“ nach Fusa eingeladen (Auch die Einheimischen haben mit dem komplizierten Stadtnahmen Probleme, weswegen sich diese Abkürzung eingebürgert hat) Nun sitzen wir in ihrem SUV. Die Stimmung ist gedrückt. Gerade wurde ihr Rucksack geklaut.Und wir haben noch ein anderes Problem. Zur Verkehrsberuhigung gibt es ein Gesetz, dass Autofahrer an jedem zweiten Tag zwingt zwischen 15:00 und 19:00 nicht Auto zu fahren. Die mit gerader Zahl auf dem Nummernschild dürfen nicht an geraden, die mit ungerader Zahl nicht an ungeraden Tagen des Monats fahren. Es ist kurz nach eins. Eigentlich genug Zeit. Doch der Verkehr in Bogotá ist unberechenbar. Patricia ruft ihren Bruder an. Er rät ab. Sie fragt mich. Das Schlimmste was passieren könnte, ist das wir vier Stunden an der Stadtgrenze von Bogota in einem Auto mit aufgebrochenem Heckfenster warten müssen. Ich bin ein gefährlicher Ratgeber, da mir gerade alles was ich noch nie gemacht habe, spannend erscheint. Wir fahren weiter und wir schaffen es. Sogar mit einer Stunde Puffer. im Radio läuft „Isn’t it ironic“ von Alanis Morissette. Wir drehen die Musik auf und singen laut mit. Das war wichtig

Fusagasugá-Bogotá
Drei Nächte war ich in Fusa. Dona Patricia ist bestens gelaunt als wir bei strahlendem Sonnenschein durch die kurvigen Dschungelstraßen fahren. Zwischendurch managt sie am Telefon die Geschäfte im Bromelienland. Ab und zu muss sie hupen. Wir haben Bromelien dabei, die wir ihrem Bruder auf die Orchideenmesse In Bogota mitbringen. In Bogotá angekommen, kämpfen wir wieder mit dem Verkehr und der Orientierung. Orientierung ist hier wie das Lösen einer Gleichung. Es gibt waagerechte und senkrechte Straßen die durgehend nummeriert sind. Patricia war in der Schule kein Mathe-Ass. Ich bin als Beifahrer wenig hilfreich, da mich alles was irgendwie ungewöhnlich ist, ablenkt. Auf Taxis und Bussen steht hier „¿Cómo conduzco?“ Wie fahre ich? Darunter steht eine Telefonnummer. Man kann also direkt anrufen, wenn man vom Vordermann fies ausgebremst wird. Ob das wohl funktioniert? Deisy wird mir später erklären, dass man bei diesen Nummern komischerweise nie durchkommt.

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Bogotá-Santa Marta
Es ist ungefähr fünf Uhr nachmittags und ich habe mich gerade schweren Herzens dazu durchgerungen heute noch Bogotá zu verlassen und mit dem Nachtbus an die Karibikküste zu fahren. Ich bitte die Cousine von Armando mir ein Taxi zum Busterminal zu bestellen. Die 17-jährige unterbricht ihre Musikprobe und hilft mir, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt. Es ist Rush Hour in Bogotá. Eine Stunde wird sie dasitzen und mit mir verschiedenste Telefonwarteschleifen ertragen. Zwischendurch löst sie auf ihrem iPhone fast ein sehr hohes Level von „Candy Crush“, an dem sie schon länger festhängt. Plötzlich geht es ganz schnell. Ich bekomme mein Passwort, welches ich dem Taxi-Fahrer sagen kann und er manövriert mich durch den Stau. Im Busterminal angekommen, bin ich ganz glücklich. Mein Bus fährt direkt in 20 Minuten los. Ich glaube den stressigsten Teil hinter mir zu haben und freue mich schon auf die Karibikküste, da weiß ich noch nicht, dass ich statt geplanten 16 ganze 30 Stunden in diesem Bus verbringen werde. Neben Liliana, die ich auf Grund ihres Küstenakzents zu diesem Zeitpunkt gar nicht verstehen kann, werde ich Alejandro treffen. Er wird für mich Spanischlehrer, Dschungelführer, Kolumbienexperte
und Stilberater in Einem sein. Doch dazu später mehr …

wird fortgesetzt

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P.S. Im Moment bin ich übrigens in Medellín – der Stadt des ewigen Frühlings. Wer immer auf dem allerneusten Stand sein will, kann mich auch gern beim Travel-Twittern verfolgen. https://www.twitter.com/sabbaticalism

Euer Gregório Jones

Das Beste am Reisen sind all die unerwarteten Begegnungen. Seit meinem Sabbatical in Südamerika reise ich daher mit neuer Mission durchs Leben: "Catching Smiles around the Globe." Wenn Du kein Lächeln mehr verpassen willst, folgst du mir am Besten auf  Facebook oder auf Instagram. ¡Hasta luego amigo!

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