Spanisch lernen mit Anfang 30 – Unidad 4 ‚La Emoción‘

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Lese den Text und löse die Aufgabe!

Wenn Juan Pa in Medellin einen Crêpe mit Champignons bestellt, dann klingt das, als ob ein Sportwagen mit brummendem Motor an der Ampel anfährt. Wenn Miguel mit seiner Kung Fu Gruppe „el dragon de los alas negras“, den Drachen mit den schwarzen Flügeln ruft, dann bebt der Pausenhof der Universidad Nacional in Bogotá. Spanisch ist im Gegensatz zu Französisch oder Portugiesisch, weniger eine melodische, dafür vielmehr eine rhythmische Sprache. Und der Schlüssel zur richtigen Aussprache ist „la emoción“ die Emotion.

Medellin, Palmtree Hostel, Mitte Oktober
Wir sitzen im Garten des Palmtree-Hostels. Die Stimmung ist gedrückt. Kolumbien liegt im entscheidenden Spiel gegen Chile drei zu null hinten. Es geht um nichts Geringeres als um die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien 2014. Hostel-Besitzer Don Miguel hat sich inzwischen zur Rezeption zurückgezogen. „Im Jahr Dreitausend werden wir uns wieder qualifizieren,“ sagt er zynisch. Tatsächlich hat sich Kolumbien seit 16 Jahren für keine Weltmeisterschaft qualifiziert. Der Kommentator ist der Einzige, der sich wacker schlägt. Während Kommentatoren in Deutschland bemüht sind den Spielfluss nur mit nützlichen Zusatzinformationen anzureichern, wird hier die Tonspur mit allem, was man irgendwie sagen könnte, zugekleistert. So viele Worte, dass ein Nichtmuttersprachler sich wirklich nur noch an den Bildern und am Sprachrhythmus erfreuen kann. Plötzlich wird das Wortgepolter von einer klar zu verstehenden Botschaft unterbrochen: Goooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo…(zur Lesefreundlichkeit verkürzt)… oooooooooooooooooooooooooool (zu deutsch: Tooooooooooor) Keiner kann länger einen Ton halten und länger schreien als ein kolumbianischer Kommentator. Das Schauspiel wiederholt sich. Kolumbien schießt das 2:3 Goooo … (Ok, das habt ihr verstanden). Inzwischen ist auch Don Miguel wieder mit dabei. Und als Kolumbien tatsächlich den Ausgleich schießt, jubelt das ganze Hostel für Kolumbien, das sich durch diesen Treffer für die WM qualifiziert hat.

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Und ich? Kann ich emoción?

Medellin, im öffentlichen Schwimmbad, Ende Oktober
Da muss ich mir ausgerechnet den Tag raussuchen, wo dieses Schwimmbad etwas kostet. Zumindest bin ich dieses mal richtig bekleidet. Ein bisschen komisch hat mich die Dame an der Eingangskasse ja schon angeschaut. Egal. Ich will ein bisschen schwimmen und ein lustiges Foto von mir mit Badekappe für mein Twitter machen. Nur noch schnell meine Sachen an der Garderobe abgeben. Ich will ja nicht, dass mein Foto-Handy noch vor dem lustigen Foto abhanden kommt. Was meinte die ältere Dame an der Garderobe bloß mit „Simulacro?“ Manchmal wäre es schon praktisch so ein kleines Taschenwörterbuch dabei zu haben. Egal. Es ist 10:50 als ich ins Wasser springe. Es ist 10:59 als ich mit schrillem Ton aus dem Wasser gepfiffen werde. Wir müssen alle das Schwimmbad verlassen. So langsam dämmert’s mir. Ich bin Teil einer Alarmübung, einer Simulation, einer „Simulacro“ Und so stehe ich da, in Badehose und Badekappe vor den Toren des Schwimmbades und warte. 30 Minuten dauert die Übung bis auch der letzte den Komplex verlassen hat und wir wieder rein können. Genug Zeit um meine emoción hochkochen zu lassen. Die Frau an der Garderobe ist noch nicht wieder da, also suche ich mir eine andere Angestellte „DondeEstaLaSeñoraConMisCosasNecesitoMisCosasAhoraMismoNoPuedeSerQueNoEstaAca“ Die Angestellt schaut mich verdutzt an. Sie zeigt rüber zur Garderobe, die soeben wieder geöffnet wird. Ich schnaufe kurz, schnappe meine Sachen, mache ein schnelles Selfie (neumodischer Begriff für Foto von mir selbst) und habe mein nächstes Ziel im Visier. Ich will mein Geld zurück! „PorQueNoMeDijoQueHabiaUnSimulacroTodoLaGenteLoSabiaAntesNoPuedeSerQuieroMiDineroTodo“ Die Dame an der Kasse schaut mich mitleidig an. Dann gibt sie mir mein Geld zurück. Erfolg auf ganzer Linie. Nur bei einer Sache bin ich mir nicht so sicher. War das nun meine spanische emoción, der ich diesen Erfolg zu verdanken habe. Oder doch eher meine deutsch/familiäre Prägung. Mein Vater hört sich jedenfalls ganz ähnlich an, wenn er sich im Supermarkt beschwert, wenn die Baguettes zu hart sind oder der Kopfsalat für unseren Freitagssalat nicht frisch genug ist. Wie auch immer. Hauptsache ich konnte umsonst in diesem Schwimmbad schwimmen.

Ejercicio 4 A

Escuchar!

Es ist das entscheidende Spiel der Qualifikation zur Fußball WM 2014. Kolumbien gegen Chile. Aber was sagt eigentlich der Kommentator? (Lautsprecher bis zum Anschlag! Ab Minute 1:30 wird es goooolig)

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Hausaufgaben: Mir auf Twitter folgen und die Geschichte an alle Mitschüler weiterleiten, die heute am Freitag leider krank sind.

Und am Montag: Sportunterricht. Auf dem Plan steht Kung-Fu-Training mit Miguel in Bogotá

Das Beste am Reisen sind all die unerwarteten Begegnungen. Seit meinem Sabbatical in Südamerika reise ich daher mit neuer Mission durchs Leben: "Catching Smiles around the Globe." Wenn Du kein Lächeln mehr verpassen willst, folgst du mir am Besten auf  Facebook oder auf Instagram. ¡Hasta luego amigo!

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