Man nehme einen waschechten Hessen mit einem Faible für exotische Pflanzen, verschiffe ihn nach Südamerika, pflanze ihn dort ein, wo er Regen- und Trockenzeit, sowie der Warmherzigkeit der Einheimischen ausgesetzt ist und warte bis er aufblüht. Im Fall „Don Franz“ kann sich das Ergebnis sehen lassen. Ein Zierpflanzen-Paradies, in dem die Blumenträume Kolumbiens und der Welt gezüchtet werden. Doch wie funktioniert Auswandern?
Auswandern ist ein Abenteuer!
Man würde ja meinen, dass Auswandern sehr gut vorbereitet sein will. Als Don Franz, der eigentlich Franz Gruber heißt, in Bogotá ankommt, ist er von der kalten Luft in der über 2000 Meter hohen Stadt überrascht. Er hat einen Vertrag in der Tasche, bei dem sich herausstellt, dass das Gehalt um eine Null geringer ist, als erwartet. Und er spricht kein Wort Spanisch. Von seinem Vater hat er Geld bekommen mit dem er sich sofort ein Rückflugticket kaufen könnte. Ein Freund gibt ihm den Rat das Abenteuer Kolumbien für ein Jahr auszuprobieren. Er bleibt.
Man muss ein Schwamm sein!
„Intelegenzia es darse cuenta“ Intelligenz ist die Fähigkeit zu Bemerken. Don Franz lernt die Sprache, lernt alles über das Klima und die lokalen Böden. Noch im ersten Jahr in Kolumbien, lernt er auch seine spätere Frau Dona Gloria kennen. „Das geht hier schnell.“ 5 Jahre lernt er, bevor er ein Stück Land in Fusagasugá erwirbt und die ersten Pflanzen anbaut.
Man muss eine Nische finden!
Don Franz will Bromelien züchten. Eine Pflanze, die ich mit meiner bescheidenen botanischen Bildung nicht mal kenne. Nationalpflanze von Kolumbien ist die Orchidee. Doch Orchideen sind schwieriger zu exportieren und es gibt viel Konkurrenz. Bromelien brauchen viel Geduld. Eine eher deutsche Tugend. Und während die ersten Bromelien gemächlich heranwachsen, baut Don Franz Salatköpfe an. Geschickt verkauft er diese an deutsche Botschafter für das doppelte des Marktpreises. Als Unterstützung für einen Landsmann, wie er charmant erklärt. Die Herren Botschafter sind amüsiert und zahlen gern.
Rückschläge gehören dazu!
In den 90ern baut Don Franz Tausende von Bonsais an, mit der Absicht alles an einen Amerikaner zu verkaufen. Doch der Deal platzt und er bleibt auf der Lieferung sitzen. Vor seiner nächsten Reise nach Europa, weist er seine Mitarbeiter an, alle Bonsais zu verbrennen. In Europa angekommen, findet er plötzlich einen Großabnehmer. Schnell ruft er zu Hause an, um die Verbrennung zu stoppen. Zu spät! Denn Rauch kann man nicht verkaufen.
Ein anderer Rückschlag kommt Ende der 90er. Die Kriminalität in Kolumbien ist schlimm. Kidnappings gehören zum Alltag. Don Franz bekommt einen Anruf, dass er monatlich Schutzgeld zahlen soll. Da greift sein Plan B. Mit seiner Familie und einigen Pflanzen, verlässt er Kolumbien und geht nach Brasilien. Nicht nach Rio, wo jeder hin will, sondern in die Hauptstadt Brasilia, wo es viele wohlhabende Administrations-Angestellte gibt. Sie lieben seine Bromelien. Als sich die Lage in Kolumbien beruhigt hat, kehrt er zurück. Die Zweigstelle in Brasilia bleibt.
Man wächst am besten Stück für Stück!
Anfangs ist es ein kleines Haus mit ein paar Beeten. Dann kommen Dächer und eine Bewässerungsanlage. Grundstück und Haus werden immer größer. 30 Mitarbeiter werden beschäftigt. Neben der brasilianischen Zweigstelle, gibt es eine zweite Finca in Kolumbien. Die hessische Jungpflanze hat einen prächtigen Blütenstand erreicht.
Man packt sich immer selbst mit ein!
Vielleicht ist das das Faszinierendste am Reisen oder eben am Auswandern. Unsere Fähigkeiten und Bedürfnisse ermöglichen uns auf fremder Erde völlig unterschiedliche Erfahrungen. Der eine bildet massive Wurzeln, der andere lässt sich vom Wind weiter wehen, nachdem er genug Wärme aufgesogen hat.
Und welche Pflanze bist du?
8 Kommentare Schreibe einen Kommentar