Die Hängematten schaukeln sanft im leichten Meereswind. Das rhythmische Aufschlagen der Wellen übertönt meine Klicks auf der Tastatur. Es ist Nebensaison und ich bin seit heute morgen fast allein an diesem mit Kokos-Palmen übersäten Strand. Zeit wieder etwas zu schreiben und euch zu verraten, was diesen Strand so besonders gemacht hat.
Nein, die luxuriösen Cabañas mit Meerblick waren es nicht…
Auch die tosenden Wellen hatten das nicht bewirken können…
Das, was diesen Ort besonders gemacht hat, ist eine durch unerwartete Zufälle zusammengewürfelte Gruppe von Reisefreunden. Eine Gruppe, deren Teil man gern gewesen wäre, hätte man sie nur von außen betrachten dürfen. Diese Gruppe:
Und dass diese Gruppe entstanden ist, das kam so:
Wenn Ideen Wirklichkeit werden
Tulum, Mexiko – noch 1.500 Kilometer bis zum Zielstrand,
Ich bekomme eine Whatsapp-(Nachricht) von Aniko “Wenn alles gut geht, sind wir Montag 13:00 schon in San Augustinillo und trinken den ersten Caipi zusammen :-)” Ich schlucke ein wenig. Kary, meine Gastgeberin aus Mexiko Stadt, hatte gezweifelt, ob es so klug ist die ganze Strecke auf dem Landweg zu absolvieren. Zumal ich jetzt nur noch fünf Tage Zeit hatte. Und auf dem Weg lagen auch noch die Maya-Tempel von Chichen Itza und Palenque, die ich unbedingt besichtigen wollte.
Die Idee nach Mexiko zu reisen, kam eigentlich von Aniko. Sie ist eine gute Freundin von früher und macht als Flugbegleiterin Zwischenstopp auf der ganzen Welt. Auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt hatten wir uns letztes Jahr getroffen und ein bisschen von der Ferne geträumt. Nun hatte sie ihren Flug tatsächlich so gelegt, dass wir uns im kleinen Örtchen San Augustinillo an der mexikanischen Pazifikküste treffen können und sie so zum Teil dieser Geschichte werden kann. Den Ehemann und zwei Arbeitskolleginnen hatte sie auch im Schlepptau. Ich konnte sie jetzt unmöglich hängen lassen. Zumal in San Augustinillo auch noch zwei Arbeitskollegen von mir sein würden.
Am selben Abend im Hostel in Tulum – kein Stück näher am Zielstrand,
Ich lerne die Lösung meines Problems in Form eines argentinischen Reiseblogger-Pärchens kennen. (Ich will auch noch über die beiden schreiben, aber das ist eine eigene Geschichte) “Echt. Man kann einen Zwischenstopp in Chichen Itza machen und dann noch mit dem Nachtbus bis nach Palenque fahren?” … “Kann ich euch ein Stück begleiten?”
Fünf Tage später in Pochutla – noch 23 Kilometer bis zum Zielstrand
Die Sonne ist dabei aufzugehen. 11 Stunden Nachtbus liegen hinter mir . Ein Taxi-Fahrer versucht mir eine teure Fahrt zu verkaufen. “Es kommen gleich noch Freunde von mir,” sage ich auf Spanisch. Tatsächlich sollte Kollege Daniel mit seiner griechischen Reisebegleiterin auch gleich hier sein. Die beiden haben einen Nachtbus aus dem Norden genommen. Noch immer benommen von meinen Reisetabletten taumele ich durch die erwachende Stadt. Da stoppt ein Klein-Transporter (Colectivo) direkt neben mir. “San Augustinillo?” rufe ich ihm schlaftrunken entgegen. “Si!” Ich springe auf und quetsche mich mit meinem kompletten Gepäck zwischen die Einheimischen, die gerade zur Arbeit fahren. Da fällt es mir wieder ein. “Ach Mist! Ich wollte doch noch auf Daniel warten.”
San Augustinillo, Mexiko – am Zielstrand
Aniko und ihr Ehemann haben bereits Yoga am Strand gemacht. “Cool, dass das geklappt hat!” rufen wir beide immer mal wieder abwechselnd. Und gerade, als ich mich zum ersten Mal in die tosenden Wellen des Pazifiks stürzen will, sehe ich einen weiteren voll beladenen Backpacker. “Daniel!” “Gregor!” Es hat tatsächlich geklappt.
Wir frühstücken alle zusammen. Dass die Mexikaner am Nebentisch auch zu unserer Reisegruppe gehören, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn es fehlt noch einer. Derjenige, der uns hier alle zusammengebracht hat und der dafür verantwortlich ist, dass ich diese Reise nach Mexiko gebucht habe: Unser Kollege Christian
Vor etwa drei Monaten am Ufer des Landwehrkanals in Berlin Neukölln – etwa 10.000 Kilometer Luftlinie bis zum Zielstrand,
Ich bin auf dem Heimweg von der Arbeit und hatte noch Lust auf ein Eis. Jetzt suche ich einen Platz in der Abendsonne. Mein Blick scannt das Ufer, als ich plötzlich Christian entdecke. Er schaut die letzten Sonnenstrahlen gemeinsam mit seinem mexikanischen Mitbewohner Paco. Christian ist anders als ich. Er ist einer der Kicker-Turniere gewinnt und Fußball mag. Aber wir teilen die Leidenschaft für Sprachen und Reisen. Ich versuche Spanisch mit seinem Mitbewohner zu sprechen. Mit mäßigem Erfolg. Fast eineinhalb Jahre habe ich kaum Spanisch gesprochen. Eineinhalb Jahre liegt es nun auch schon zurück: das Sabbatical – meine große Reise durch Südamerika. Irgendwie fällt es mir immer noch schwer mich wieder für ein neues Ziel zu begeistern. “Mexiko ist toll! Ich habe gerade wieder einen Flug gebucht.” meint Christian. Ein paar Tage später schickt er mir den Link zu einem günstigen Flug nach Mexiko Stadt. Ich muss eigentlich nur noch klicken.
Zurück am Zielstrand in Mexiko,
“Guten Morgen Christian!” Seine Augen sind noch etwas verquollen, aber seine Freude verbergen sie nicht. Sie ist tatsächlich Wirklichkeit geworden: Die Idee von einem Team-Meeting am anderen Ende der Welt. Der Kick-Off für einen unvergesslichen Kurzurlaub.
Über lächelnde Strände
Natürlich kann ein Strand nicht lächeln, ganz egal wie schön er auch sein mag. Er bleibt immer die Kulisse für Erlebnisse. Und Kulissen lächeln nicht. Reisefreunde allerdings schon. Doch wer weiß, vielleicht war es ja die Freude über dieses ungewöhnliche Treffen. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass in diesem Urlaub selbst der Strand gelächelt hat.
ENDE
…
P.S.: Hola lieber Leser, darf ich dich noch um einen kleinen Gefallen bitten? 🙂 Hast du Freunde, die schön lächeln und gern reisen? Dann wäre es großartig, wenn du meine Facebook-Seite mit ihnen teilen könntest. Mein Danke-Lächeln ist dir in jedem Fall sicher. 🙂