So wild war Silvester an der Copacabana

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Cinco, Quatro, Três, Dois, Um, Zero … FELIZ ANO NOVO 2014!!!! Um uns herum liegen sich über 2 Millionen Brasilianer und Touristen in den Armen. Über uns steigt ein gigantisches Feuerwerk in den brasilianischen Himmel. Angeblich gibt es in Dubai ein Feuerwerk was noch ein paar Minuten länger geht. Und Berlin rühmt sich die meisten Menschen auf die Fanmeile vorm Brandenburger Tour einpferchen zu können. Aber mal ganz ehrlich. Wer würde diese Party an Rios Traumstrand Copacabana schon gegen ein paar dröge Scheichs und endlose Bierschlangen eintauschen wollen? 😉

Ich wünsche meiner lieben Reisebegleiterin Nathali ein frohes neues Jahr. Felipe, dem Reisebegleiter unseres Überraschungsgasts aus Bogotá wünsche ich das auch. Nur wo ist eigentlich unser Gast?

20:00 Uhr im Apartment von Elizabeth, zwei Blocks vom Strand
Nathali und ich sind ganz in weiß. Weißes T-Shirt, weiße Badeshorts, selbst die FlipFlops sind heute mal weiß. Weiß tragen ist hier ein alter, ursprünglich afrikanischer Brauch, der Glück bringen soll. Und so sind wir heute gekleidet wie 90% der Brasilianer und 99,9% der Touristen.
Wir warten auf meinen Besuch aus Kolumbien und ihren Begleiter damit sie uns abholen. So lansam werden wir etwas ungeduldig. Wir sind kurz vor Zwölf mit dem Brasilianer Klaus, der auf Fotos immer gut aussieht, verabredet. Etwa 15 Blocks nördlich von Elizabeth. Nathali hatte in den Nachrichten gelesen, dass die Copacabana sich jetzt schon füllt. Auf Grund der Erfahrung mit deutschen Großereignissen sind wir besorgt keine guten Plätze mehr zu bekommen. „Kolumbianer sind halt nicht so pünktlich“, sage ich ein bisschen entschuldigend.

20:10
„Wollt ihr noch etwas von dem Braten?“ Elizabeth lächelt mich lockend an. Elizabeth ist unsere Airbnb Vermieterin (ihr wisst schon. Diese Internetplattform über die man sich für ein bisschen Geld bei interessanten Leuten, in interessanten Wohnungen einmieten kann.) Sie hatte noch etwas von dem köstlichen zarten Fleisch übrig, welches sie uns vor zwei Tagen serviert hat, als wir mitten in der Nacht vom Flughafen in Rio angekommen waren. Ich überlege noch kurz, aber ihr lockendes Lächeln hat mich längst überzeugt. „Ja“ sage ich freudestrahlend. Nathali wirft mir einen leicht irritierten Blick zu. „Aber nur ein kleines bisschen“, füge ich rasch noch hinzu.

20:29
DING DONG. Es klingelt. Allerdings nicht an der Haustür, sondern an der Wohnungstür. Mario, der mit Elizabeth zusammenwohnt öffnet. Und da steht sie: (die Auflösung der ‚unendlichen Geschichte‚) Doña Patricia aus Fusagasugá, Kolumbien. Schillernd wie eine weiße Bromelie. Die Wiedersehensfreude ist groß. Zwei Monate ist es her, dass wir uns noch mal in der Altstadt von Bogotá getroffen hatten. Bei Kaffee und Koka-Tee hatten wir beratschlagt, dass es doch verdammt witzig wäre, wenn sie als Sabbaticalism-Star der ersten Stunde auch im Finale dieses tollen Jahres 2013 auftreten würde (Meine Mutti ist ein großer Fan von ihr, weswegen sie auch in so vielen Geschichten auftritt).
Dass Patricia jetzt in der Wohnung von Elizabeth steht, ist allerdings Zufall. Der Portero ( Pförtner) hatte von unten angerufen und gesagt, dass eine Patricia wartet. Und Patricia ist auch der Name einer guten Freundin von Elizabeth. Doch statt auch nur eine Sekunde irritiert zu sein, freut diese sich über die neuen Gäste.

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20:50
Elizabeth wirft eine weiße Tischdecke über den edlen Holztisch. Aus dem ‚kleinen bisschen Braten‘ wird kurzerhand ein vollwertiges Silvesterdinner. Auch wenn Patricia als Vegetarierin kulinarisch nicht ganz auf ihre Kosten kommt, kann sie sich mit uns an den drei Flaschen edlen französischen Rotweins erfreuen, die zur Feier des Tages geöffnet werden. Gesprochen wird ein wilder Mix aus Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch. Elizabeth erzählt Anekdoten aus ihrer Zeit im Libanon und wie sie an der Copacabana einmal einem ihr zuwinkenden Bill Clinton begegnet ist, ohne ihn zurück zu grüßen. Wir sprechen auch über Cachaça, den Alkohol mit dem Caipirinha gemacht wird. In Brasilien sind Caipis viel stärker als im fernen Deutschland. Scheinbar will man hier lieber am Eis, als am Alkohol sparen. Kleine Äffchen werden laut Mario auch mit Cachaça gefangen. Nach dem ersten Schälchen sind sie begeistert von dem süßen Geschmack, nach dem zweiten sind sie am Taumeln und nach dem dritten bewegungsunfähig.

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21:45
Felipe, Patricias Reisebegleiter, und ich schauen noch mal auf der Karte, wo der Treffpunkt mit Klaus ist. „Das ist schon ein gutes Stück zu laufen. Wir sollten jetzt besser mal los gehen.“ Problematisch für diesen Plan ist die gerade beginnende Freundschaft zwischen Doña Patricia und Elizabeth. Patricia spricht auch Portugiesisch und Elizabeth interessiert sich für Bromelien. Irgendwie gelingt es uns dann aber doch an die etwas deutschere Hälfte von Patricia zu appellieren. Wir bedanken uns bei Elizabeth&Mario für ein wunderbares Silvesteressen, wie es besser nicht hätte sein können, und verabschieden uns in die Silvesternacht von Rio de Janeiro.

22:00 auf der Copacabana
All denen die mal auf irgendeiner deutschen Fanmeile Silvester verbringen mussten, sei gesagt, dass man sich vergleichsweise entspannt an der Promenade der Copacabana entlang bewegt. Viele Familien sind erst noch beim gemeinsamen Dinner, bevor sie kurz vor zwölf hierher kommen. Und da der Strand mit 4 Kilometern riesig und auch breit ist, bleibt auch später genug Platz. Nicht ganz so entspannt sind die Schlangen an den Toilettenhäuschen. Dafür gibt es kaum Wartezeiten an den Getränkeständen (was nicht nur praktisch ist). Nach dem Dinner-Wein neutralisieren wir kurz mit Wasser, Cola und Gatorade (Nathali) … dann geht’s weiter mit eiskaltem brasilianischen Bier … Maracuja Caipi … normalem Caipi … Caipi …

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23:45 ich am Treffpunkt mit Klaus
„Die anderen wollen direkt am Strand das Feuerwerk sehen.“
„Oh, das ist kompliziert“
„Lass uns nach dem Feuerwerk treffen. Dort bei dem Ballon, neben der Frau, die die Tücher verkauft. Beim Caipirinha Stand“
„Hmm. Alles klar. … Dann rutscht gut rein!“
„Du auch. Wir sehen uns nächstes Jahr.“

0:02
Das Feuerwerk erleuchtet den brasilianischen Himmel in diesem Jahr 2014, welches irgendwie Brasilien gehört. Nathali filmt mit ihrem Smartphone. Und Felipe macht eine Entdeckung. „PATSCHI? PATSCHI?“ Er lacht. Und die wiedergefundene Doña Patricia lacht auch. „FELIZ AÑO NUEVO!“

Und ein fröhliches Neues mit viel zum Lachen und Lächeln an alle Leser!

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Next: Die nächste große Folge von Sabbaticalism kommt am Montag den 13.1. Und wenn Gregório Jones diese Folge so nennt wie den kleinen Satz der da ganz oben links auf dem Palmenbild unter Sabbaticalism steht, dann sollte die Folge besser gut sein. Wenn ihr sie ganz sicher nicht verpassen wollt, empfehle ich, dass euch meine Facebookseite gefällt 🙂

Bis zum 13.1. laufen dort Wiederholungen meiner Lieblingsfolgen. Und wer sich ein bisschen mit Geschichten auskennt, weiß, dass sie sich manchmal beim zweiten Lesen verändern. Vor allem wenn sie im Internet stehen. Wer errät, was sich verändert hat, gewinnt nen Kaffee oder ein Bier mit mir.

0:30
Nach dem Feuerwerk wird meine Erinnerung etwas schwammig. Aber zum Glück hat Nathali Fotos gemacht und alles schonungslos dokumentiert …

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Neujahrsvosätze:
1. Weniger Caipi
2. Facebookseite von Mr. Jones liken

Das Beste am Reisen sind all die unerwarteten Begegnungen. Seit meinem Sabbatical in Südamerika reise ich daher mit neuer Mission durchs Leben: "Catching Smiles around the Globe." Wenn Du kein Lächeln mehr verpassen willst, folgst du mir am Besten auf  Facebook oder auf Instagram. ¡Hasta luego amigo!

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