Oktober 2012, Berlin. Draußen ist es inzwischen Herbst. Ich sitze mit Raffi (Rafaela), Nat (Nathali) und Master Tree (Marek) in der Axel-Springer-Kantine. In meiner Erinnerung gibt es Spirelli mit Wurstgulasch. Wie immer verbietet der schallverstärkende Kantinen-Boden tiefschürfende Gespräche und zwingt uns zum schnellen Essen. Doch heute ist mir das ganz recht. Neben dem „Quick-Lunch“ muss ich in der Mittagspause noch eine Besorgung erledigen. Ein Buch: Caminos 1 neu. Ein Lehrbuch mit Arbeitsbuch und Audio-CD. Mein Schlüssel zur spanisch-sprachigen Welt, in die ich so gern länger reisen möchte.
Etwas später in der Volkshochschule Friedrichshain in der Samariterstraße. Es ist der erste Tag meines Intensivkurses. Bis Dezember werde ich jeden Montag und Freitag nach der Arbeit drei Stunden lang die Konjugation spanischer Verben üben, zu verstehen versuchen warum es mit „ser“ und „estar“ zwei Varianten gibt „sein“ auszudrücken und das R mit der Zunge rollen. Von den 15 Leuten, die mit mir anfangen sind im Dezember noch genau drei dabei. Mich eingeschlossen. Die Schwierigkeitsstufe ist nicht zu hoch. Aber mehr könnte ich neben dem normalen Arbeitspensum wohl auch nicht leisten.
März 2013, ich bin gerade aus einem längeren Südamerika-Urlaub mit meinem sehr guten Freund und ehemaligem Mitbewohner Gordian zurückgekommen. Man könnte den Trip auch als Trial Sabbatical bezeichnen. Viel hab ich gesehen und gelernt. Nur das mit der Sprache hat noch nicht so toll geklappt. Also noch ein Kurs. In den Volkshochschulen gibt es nichts Passendes. Da entdecke ich sprachkombinat.org. In kleinen Gruppen zu maximal 6 Leuten wird hier Spanisch von Muttersprachlern gelehrt. Für die Zeit von März bis August, zahle ich gerade mal etwas über 200€ und habe danach das Sprachlevel A2. Ich bin fleißig. Gehe zweimal die Woche zum Semi-Intensiv-Kurs, mache die meisten meiner Hausaufgaben und lerne Vokabeln mit einer großartigen App. Kurzzeitig übertreibe ich es etwas und beginne am Wochenende auch noch einen Anfängerkurs für Portugiesisch. Mein Abteilungsleiter ist zwischenzeitlich in Sorge, dass mein Leistungslevel abfallen könnte. Ich würde sie halt so gerne aussprechen können, die mysteriöse Sprache der Sch-Laute. Grammatik und Wortschatz haben sehr viele Parallelen zu Spanisch. Schließlich konzentriere ich mich wieder auf Spanisch und beginne mit Carlos aus der Vermarktung ein regelmäßiges Almuerzo (spanisch für Mittagessen) Das ist auch der Moment, wo er mir seine Schwester aus Ecuador zur Frau verspricht. Ich bin amüsiert und habe Zweifel ob das eine wirklich glückliche Ehe werden könnte. 😉
September 2013, Ich stehe in Frankfurt am Flughafen. In wenigen Minuten geht mein Flieger nach Südamerika. Die letzte Person mit der ich telefoniere ist Tina, meine besten Freundin seit dem Kindergarten. „Das mit dem Spanisch wird schon klappen, dafür habe ich ja genug geübt“, meine ich, mich selbst aufmunternd. Doch grau und arm an Fotos ist alle Theorie…
Next: Da bekommt der Junge die einmalige Chance sechs Monate durch Südamerika zu reisen, wunderbare Naturschönheiten zu beobachten und indigene Völkergruppen aus nächster Nähe zu bestaunen. Und dann bleibt er seit fast drei Wochen in Medellin, einer Stadt, die nicht mal ein Meer hat. Warum?
Pingback: Spanisch lernen mit Anfang 30 - Unidad 3 "El Examen" sabbaticalism
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