Das ist die Geschichte vom Ende der Reise. Mit neuem Ende.
Keiner kuschelt so schön wie die Seelöwen auf Galapagos. Ich bin auf der Insel San Cristóbal, einer der weniger touristischen Galapagos-Inseln. Und so langsam kommt auch dieser ereignisreiche Tag zur Ruhe. Mal abgesehen von den südamerikanischen Touristen, die gerade noch emsig austesten, wie nahe sie sich mit ihren Smartphones den Seelöwen nähern können – ohne gebissen zu werden.
Die Sonne ist dabei unterzugehen, als es plötzlich ganz sanft zu regnen beginnt. Und es passiert diese kleine Zauberei, die regelmäßig überall auf der Welt die Menschen kurz inne halten und staunen lässt: Ein Regenbogen erstrahlt über den Galapagos-Inseln.
Über Regenbögen
Ist es nicht komisch, dass etwas was allgemein anerkannt schön ist, nur dann erscheint wenn Sonne und Regen zeitgleich aufeinander treffen? Und dass man den Regenbogen nur dann sehen kann, wenn man die Sonne in seinem Rücken hat und in den Regen schaut? Und noch etwas ist komisch. Wenn etwas doch so schön ist, warum wissen dann viele nicht wie viele Farben ein Regenbogen hat, geschweige denn in welcher Reihenfolge diese angeordnet sind. Weißt Du’s lieber Leser? Falls nicht gibt es die Auflösung im nächsten kursiven Absatz…
Ich hatte auf meiner Reise viele Regenbögen gesehen.
Im Oktober an meinem letzten Tag in Medellin (wobei ich anfangs dachte, dass es sich um einen Smog-Bogen handelt, da nirgendwo Regen zu sehen war). Danach bin ich nach Bogotá geflogen um Miguel wieder zu treffen.
Im Dezember mit Nathali, als wir von der argentinischen Seite auf die Iguazu Wasserfälle schauten. (Zugegeben Regenbögen sind hier, auf Grund der Wassermassen, ein bei korrektem Sonnen-Einfallswinkel vorhersagbares Ereignis, welches im Eintrittspreis enthalten ist)
Den Regenbogen am letzten Tag des Jahres in Rio hatten Nathali und ich verpasst. Wir mussten uns für die Silvesterparty schick machen. Die, die ihn sahen, meinten, dass er ganz besonders schön gewesen sein soll.
Über die Farben des Regenbogens
Sieben Farben sind es. Wobei das eigentlich geschummelt ist. In Wahrheit sieht man im Regenbogen alle Farben des sichtbaren Lichtspektrums. Also unendlich viele und unendlich viele Zwischentöne. Doch um die Welt des Lichts an die Welt der Töne anzugleichen entschied man sich vor langer Zeit, sieben besondere Farben auszuwählen: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett.
März 2013, sechs Monate vor meinem Sabbatical, am Flughafen Frankfurt am Main
Oh Mann, das war toll! Ich war mit Reisemeister Gordian einen Monat in Südamerika. Zum ersten Mal in meinem Leben als richtiger Backpacker. Wir haben so viel gesehen, so viele interessante Leute getroffen. Einige sind zu Freunden geworden. Der deutsche Niko zum Beispiel, der nach Buenos Aires ausgewandert ist. Wenn ich im Herbst mein Sabbatical starte, will ich ihn definitiv wieder besuchen. Oh Mann! Schon komisch mich jetzt von Gordi zu verabschieden. So eine Reise schweißt zusammen. Aber auf ihn wartet in der Empfangshalle seine Schwester. Und auf mich mein alter Studienkumpan und Hobby-Traveler Frieder.
Etwas später in einem Kuchenladen,
Es gibt einen Milchkaffee und einen großes Stück von einem deutschen Kuchen. Die Erinnerungen purzeln nur so aus mir heraus. Vier Wochen Südamerika. Das fühlt sich wie mehrere ganz unterschiedliche Urlaube, direkt hintereinander an. „In sechs Monaten werde ich wieder für sechs Monate dort sein“ sage ich, und bekomme ein wohliges und zugleich mulmiges Gefühl. Denn dieses mal muss ich das ganz ohne Reisemeister Gordi schaffen. Frieder kündigt schon mal an, dass er mich besuchen will. Im Kopf habe ich auch schon eine grobe Route: In Guatemala (Zentralamerika) mit einem Sprachkurs anfangen (das mit dem Spanisch hatte noch nicht so gut geklappt) und in Tical die beeindruckendsten Pyramiden der Erde sehen; dann weiter bis Panama und da Kolumbien ja so gefährlich sein soll, von dort direkt nach Ecuador fliegen; auf dem Landweg über Peru und Bolivien wieder nach Buenos Aires; und von dort aus dann zum Karneval nach Rio reisen.
Als wir den Kuchenladen verlassen, sind wir immer noch am Träumen. Die Fassaden der Altbauten werden von der Sonne in einem erhabenen goldenen Licht gebadet. Als es plötzlich ganz leicht zu regnen beginnt…
Über die Farben des Sabbaticals
Und nun? Die sechs Monate Sabbatical sind inzwischen um. Sechs Monate nicht in die Rentenkasse eingezahlt und kein Geld verdient. Dafür jede Menge ausgegeben. Hab ich mich dann wenigstens selbst gefunden und damit die ersten Spuren einer frühzeitig einsetzenden Midlife-Crisis bezwungen? 😉 Nun ja. Sagen wir es etwas blumiger: Ich bin auf der Reise den meisten meiner Farben begegnet. Den schönen und den weniger schönen:
Meinem kraftvollen, aber manchmal arroganten Rot,
meinem lachenden, aber manchmal überdrehten Orange,
meinem weltoffenen, aber manchmal naiven Gelb,
meinem aufmerksamen, aber manchmal ängstlichen Grün
meinem phantasievollen aber manchmal ignoranten Blau,
meinem cleveren aber manchmal besserwisserischen Indigo
Und meinem mitfühlenden aber manchmal schwermütigen Violett.
Der aufmerksame Leser wird die eine oder andere Farbe in meinen Geschichten durchschimmern gesehen haben. Vor allem aber eine Farbe. Eine, die in jeder Geschichte dabei war. Und die von mir ein bisschen kräftiger aufgetragen wurde. Es geht um mein schönstes Gelb … auch bekannt als Gregório Jones.
Am letzten Tag meines Sabbaticals
März 2014, am Flughafen von Sao Paolo, Brasilien
Hinter mir liegt der Karneval von Rio. Das letzte Highlight meines Sabbat-Halbjahres. Ich bin auf der Rückreise nach Deutschland. Mit meinem noch etwas unbeholfenen Portugiesisch habe ich das Gate erfragt. Doch als ich dort ankomme …
CUT!
——
Stimme: Stopp!
Ich: Aber warum das denn? Die Geschichte braucht doch ein Ende
Stephano Grimm: Du kannst doch nicht einfach so das Ende schreiben, wenn noch so viel unerzählt ist: Galapagos, Buenos Aires, die Wasserfälle von Iguazu. Und in Brasilien wirst du ja wohl auch nicht nur am Strand rumgelegen haben.
Ich: Aber Vati, ich bin doch jetzt seit über drei Monaten wieder in Deutschland und habe die meisten Leser schon wieder persönlich getroffen. Wen interessiert das denn jetzt noch?
Stephano: Also deine Familie würde es schon mal lesen. Und ich bin mir sicher, dass wir nicht die einzigen wären.
Ich: Und außerdem arbeite ich jetzt wieder ganz normal. Da bleibt überhaupt keine Zeit zum Schreiben.
Stephano: Unsinn! Da machst du halt ein bisschen weniger Party. Dann passt das schon.
Ich: Mhh
Stephano: Und mal ganz ehrlich. Du hättest ja wohl kaum angefangen dieses Blog hübsch zu machen, wenn du wirklich mit dem Bloggen aufhören wölltest. 😉
Ich: Hmm…
+++ Update vom Juli 2015 +++
Über ein Jahr später
Sonja: Ich finde ja, dass hier mal was Neues kommen sollte. Das Sabbatical liegt ja inzwischen über ein Jahr zurück …
Franzi: Vielleicht machst Du mal eine Radtour nach Brandenburg und schreibst dann darüber.
Regi: Oder du schreibst endlich das Drehbuch für deine Reise-Serie. Fänd ich jedenfalls besser als viersprachige Geschichten mit multiplen Zeitebenen.
Nadine: Du musst einfach mal wieder reisen.
Ich: Hmmm…
(Nach längerer Denkpause)
Ich: Ich glaube es wird Zeit.
Stephano: Warte! Hast du denn schon alles von Brasilien erzählt?
Ich: Du hast die Mädels gehört. Es wird Zeit das Ende der Reise zu erzählen. Und…
(dramatische Pause)
Ich: Und zu erklären, wie ich Gregório verloren habe.
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