Eine gute Tasse Kaffee (1/2)

Mister Jones im Land, wo der Kaffee wächst

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Serviervorschlag: Damit diese Geschichte ihr volles Aroma entfalten kann, empfehle ich vorab die Lektüre dieser Geschichte (LOST). Und etwas Milch und Zucker. Viel Spaß!

31.Oktober 2013 (heute ist Halloween), Manizales, Kolumbien, im Appartement von AP
„Oh this is awesome! Do Ninjas wear this boots or that boots?“ AP fragt mich ganz aufgeregt welche Stiefel sie zu ihrer Ninja-Verkleidung anziehen soll. Es ist 6:00 morgens. Ich bin gestern mit dem Bus aus Bogotá gekommen. Wie immer gab es eine Verspätung und so bin ich erst um halb drei Uhr nachts bei ihr gewesen. Dann mussten wir das Bett zusammen bauen. Sie dachte, dass ich mich als Deutscher dabei pfiffiger anstelle. Jedenfalls bin ich gerade arg übermüdet und so sehr ich sie mag, von ihren lauten amerikanischen Worten gerade etwas überfordert. AP lacht. Amerikaner wissen einfach wie man sympathisch lacht, was auch für Fotos praktisch ist. Sie macht uns einen Kaffee. Der Kaffee stammt von der Plantage von Ivanov&Angela. AP hat mir eine Besichtigung der Plantage für heute organisiert. Dann kann ich auch endlich mal meine Geschichte über Kaffee in Kolumbien schreiben, die ich schon so lange schreiben will. Doch jetzt müssen wir uns beeilen. AP ist Lehrerin an der deutsch-englischen Schule in Manizales. Und dort ist heute Halloween. Und das ist für Schüler und Lehrer gleich wichtig.

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Bogotá, in der historischen Altstadt (der Candelaria) Mitte September 2013,
„Zwei Kaffee bitte! Mit Amaretto, Kaffeelikör und Rum. Ohne Milch!“ bestellt sie souverän auf Spanisch. Am schönsten ist Reisen, wenn man Leute kennenlernt, die tatsächlich in diesem Land leben. Meine liebe Arbeitskollegin Christine hatte mir den Kontakt zu ihrer kolumbianischen Cousine vermittelt. Für Notfälle. Dann hatte ich mit der Cousine geschrieben und wir haben uns für einen Kaffee in Bogotá verabredet. Die Cousine lacht gern, nur nicht immer perfekt auf den Fotos. (Doña) Patricia heißt sie. Wir setzen uns auf eine Mauer in der historischen Altstadt und schlürfen unseren Kaffee. Leicht beschwipst kommen wir zu schwerwiegenderen Themen Kolumbiens. Sie erzählt mir von den aktuellen Problemen der Bauern hier. Die Regierung wollte die Bauern zwingen nur noch bestimmte, zertifizierte Samen anzubauen. Der Nachteil ist, dass die Früchte, die aus diesen Samen entstehen, keine neuen Samen produzieren. Die Bauern müssen also immer wieder neue Samen kaufen, was teuer ist und sie auf Dauer abhängig macht. Daraufhin gab es Streiks. Und aktuell gibt es Gespräche.
Ich hatte vor kurzem das Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“ gelesen und war geschockt, wie der Westen (wir) unseren Reichtum über Jahre auf dem Buckel dieses rohstoffreichen Kontinents aufgebaut haben. So wurden beispielsweise mit Baumwolle, Zucker und eben Kaffee in riesigen Mengen Monokulturen angebaut. Als der Preis auf dem Weltmarkt fiel, hatten viele Bauern zu wenig Geld um sich genug zu Essen zu kaufen. Zu wenig Essen auf den nährstoffreichsten Böden der Erde…

wieder am 31.10.13, in der deutsch-englischen Schule in Manizales
Ganz stolz verabschiedet sich Ivanov von seiner kleinen Tochter. Sie ist heute verkleidet als … Obstkorb? (Später werde ich lernen, dass sie die traditionelle Kleidung einer Obstverkäuferin von der Küste trug) Jeden Morgen fährt er sie die halbe Stunde von der Kaffee-Finca zur Schule. Er weiß, dass es wichtig ist Englisch zu sprechen. Er und seine Frau Angela haben über 10 Jahre in Washington D.C., in den USA, gelebt. Sie haben dort weiter studiert und eine Tierarztpraxis eröffnet. Und zwei Kinder bekommen. Seit zwei Jahren sind sie wieder hier und haben sich eine Kaffee-Plantage in der Nähe von Manizales gekauft. Er fragt mich, ob wir die Führung auf Englisch oder auf Spanisch machen wollen. „Auf Spanisch!“ verkünde ich selbstbewusst. Das klappt inzwischen nämlich ganz gut.

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Wir sind im Jeep auf dem Weg zur Finca. Die Sonne lacht heute über der Zona Cafetera, der Kaffezone Kolumbiens. Ivanov leitet meinen Blick auf einen der Berge. Das Besondere: auf der einen Seite wächst Kaffee, auf der anderen Seite ist Weideland für Rinder. Nach der ersten großen Kaffeekrise in den 70ern hatten zahlreiche Bauern ihre Kaffeeplantagen in Farmland umgewandelt. Jetzt wird mir auch klar warum Rindfleisch in Kolumbien so zäh schmeckt. Damit die Tiere in diesem Bergland weiden können, benötigen sie stramme, muskulöse Waden. Also ganz anders als die faulen argentinischen Rinder, die den ganzen Tag durchs Flachland stapfen können um in aller Ruhe köstlich zu werden.
Ich erzähle Ivanov von dem Buch, was ich gelesen habe. Er sagt, dass das Problem mit den Monokulturen in Brasilien größer war, da dort Kaffee Robusta angebaut wird. Der Kaffee Kolumbiens heißt Kaffee Arabica und er fühlt sich in Gesellschaft von anderem Obst und Gemüse pudelwohl.

Flashback Gregor – August 2012, sonntags, 12:00 Uhr morgens, in meiner Berliner WG
Es regnet. Das war’s wohl mal wieder mit dem Sommer. Wir sitzen in der WG-Küche und bereiten das Frühstück vor. „Haben wir noch Instant-Kaffee?“ frage ich. „Im Regal oben links“ meint Tschuli. Ich kann mir nie merken, wo Sachen sind. Tschuli brät sich gerade etwas Fleisch mit Gemüse. Er ist auf diesem Low-Carb-Trip zur besseren Definition der Muskeln. Jennifer schneidet Möhren für irgendein vegetarisches Gericht. Rico sitzt mir gegenüber und erzählt eine lustige Geschichte über Baumhäuser. Inzwischen ist auch Tim aufgewacht. Er ist der jüngste von uns und am kürzesten in Berlin, weswegen er zugleich der feierfreudigste von uns ist. Unsere Küche ist nicht der größte Raum unsere Wohnung, aber definitiv der geselligste. In knapp einem Monat wird Jennifer ausziehen und Jassi zurückkommen. Fast ein halbes Jahr war sie in Kanada. Work&Travel. Ich weiß noch, wie wir vor einem Jahr manchmal darüber gesprochen haben. Und ich hatte mir auch schon das Formular für das Kanada-Visum ausgedruckt gehabt. Draußen regnet es immer noch.

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Kolumbien,
Ich laufe mit Strohhut und Gummistiefeln durch die Kaffeeplantage von Ivanov&Angela. Kaum vorstellbar, dass das hier vor vier Jahren noch Weideland war. Kaffee ist im Gegensatz zu, sagen wir einer Zierpflanze wie der Bromelie, ein ungeduldiges Gewächs. Erst kommt diese wunderschöne weiße Blüte, dann bilden sich diese grünen Früchte und wenn diese gelb oder rot werden, sind sie reif. Die erste Ernte ist bereits nach zwei Jahren möglich. Und da es auf diesem Fleck der Erde faktisch keine Jahreszeiten gibt, kann auch das ganze Jahr über geerntet werden. Die Kaffee-Pflanze passt perfekt zur schnellen, ungeduldigen Mentalität der Menschen hier. Sie lebt im Moment.

Flashback Gregor – Berlin, Axel-Springer-Passage, November 2012
Ich sitze mit meinem Teamleiter Marek und mit meinem Abteilungsleiter in der Mittelbar. Ich hatte um dieses Gespräch gebeten. Bei Gesprächen dieser Art wird mir der Kaffee tendenziell ausgegeben. Bereits vorab hatte ich angekündigt, dass ich ab Februar 2014 für ein paar Monate eine Auszeit nehmen möchte. Ich will nach Südamerika. Nach Argentinien und Brasilien. Ein Freund von mir ist im Februar für eine Weile in Brasilien und deshalb kann ich das nicht aufschieben. Ich schaue in meine Tasse Kaffe und warte angespannt darauf, was Marek und mein Abteilungsleiter jetzt sagen werden.

TO BE CONTINUED

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Die Auflösung gibt’s am Montag

Das Beste am Reisen sind all die unerwarteten Begegnungen. Seit meinem Sabbatical in Südamerika reise ich daher mit neuer Mission durchs Leben: "Catching Smiles around the Globe." Wenn Du kein Lächeln mehr verpassen willst, folgst du mir am Besten auf  Facebook oder auf Instagram. ¡Hasta luego amigo!

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